Wir sind Kinder dieser Stadt und die Geburtstage der Gründer unseres Fanclubs liegen jenseits der 1970er Jahre. Als wir das Licht der Welt erblickten, begann in dieser Stadt die wohl glorreichste Zeit ihres Fussballclubs. Wir gingen noch in den Kindergarten und Mitte der 70er startete eine mehr oder weniger erfolgreiche Zeit in der Polytechnischen Oberschule für jeden von uns. Eine große Zeit erlebten die Fussballfans unserer Stadt. Die Dynamo-Mannschaft um Dörner, Häfner, Weber und Kreische spielte die Oberliga schwindlig und auch so manchen europäischen Spitzenclub. Sie holten Meistertitel und Pokalsiege.
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Also wurde es langsam Zeit, dass uns mal jemand mit ins Dynamostadion nahm. Vielleicht war es bei dem Einem der Großvater, beim Anderen der Bruder, Cousin oder der Vater sagte: "Hier haste ne Mark. geh zu Dynamo.". Jeder von uns, der einmal durch die Eingangstore an der Dr.-Richard-Sorge-Straße ins Stadion ging, brauchte keinen Joint und kein Chrystel. Unsere Droge hieß und heißt von diesem ersten Tag an Dynamo Dresden. Als Steppkes standen wir unten am Zaun, den Kopf zwischen die Drahtseile gezwängt und verfolgten fasziniert das Treiben auf Rasen und Rängen. Wir träumten davon, eines Tages auch in dem Block zu stehen, wo die Fahnen wehten und die Stimmung am Größten war. Die 70er Jahre gingen zu Ende und Meister durfte unsere Mannschaft nicht mehr werden. Das regelten die Herren in Ostberlin.
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Mit Beginn der 1980er Jahre kamen wir in ein Alter, in dem man sich von Vater hin und wieder mal den Rasierapparat borgen musste und dem Einen oder Anderen machte die Akne schon ganz schön zu schaffen. Das war ein sicheres Zeichen, jetzt sind wir fast schon Männer. Nun gings mit Klassenkameraden oder Freunden aus dem Wohngebiet ins Stadion. Mit Schal, Fahne, Schalmei oder Trommel wurde unser Kindheitstraum war, wir standen im Fanblock und bejubelten Siege in Meisterschafts-, Pokal- und EC-spielen. Doch bald reichten uns die Heimspiele nicht mehr. Um richtiger Fan zu sein, musste och ma Auswärts fahren. So ging es immer öfter Samstag quer durch unsre kleine DDR. Auf Schule konnte keine Rücksicht genommen werden. Wir mussten unsre Mannschaft unterstützen. Natürlich haben wir auch Lehrgeld gezahlt und kamen am Anfang ohne Schal wieder nach Hause. Mit der Zeit wurden aber einige von uns Auswärtsfahrtprofis und brachten Souvenirs mit nach Hause. So ändern sich die Zeiten. Die größten Spiele waren natürlich die Pokalfinals in Berlin 1982, 1984 und 1985. Noch heute zehren wir von diesen erfolgreichen Jahren.
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So kam es, dass wir uns auf den Fahrten immer wieder begegneten und kennenlernten. Der eine oder andere brachte dann zum nächsten Spiel noch einen Kumpel mit und so entstand die Idee einen Fanclub zu gründen. Ein Name war schnell gefunden. Da wir glaubten wilde Jungs zu sein, kam nur "The Wilde Boys" in Frage. Jetzt musste noch eine Zaunfahne her. Nachdem der Stoff dafür organisiert war, nähten wir tagelang Buchstaben aus Leder per Hand auf und holten uns manchen blutigen Finger. Dann ab zum ersten Spiel mit Fahne und prompt wurde diese von Ordnern vom Zaun entfernt. Warum? Vier Monate zuvor gab es die Katastrophe im Brüsseler Heysel Stadion, bei der 39 Menschen ums Leben kamen, Schuldige waren englische Fans des FC Liverpool. Deshalb wurden keine Fanclubs mit englischen Namen bei Dynamo zugelassen. Also mussten wir uns was Neues einfallen lassen. Wie wir dann auf Teufelskerle kamen, kann keiner mehr sagen. Wahrscheinlich, wenn wir schon keine wilden Jungs sein durften, dann wenigstens teuflische Kerle. Auf jeden Fall mussten wir wieder nähen, das waren Schmerzen. Jetzt war es endlich soweit. Am 02.10.1985 beim Europacupspiel gegen Cercle Brügge hing zum ersten Mal die Teufelskerlefahne. Dieses Datum wurde somit zu unserem Gründungstag.
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Aber nicht nur der Fussball bestimmte unser Leben. Zum regelmäßigen Treff wurde samstags die Disko im Gartenlokal "Zur Frohen Stunde". Wir waren in einem Alter, in dem uns das andere Geschlecht sehr interessierte. So manches Mädel brachte die Hormone ins Wanken und einige Rivalitäten entstanden beim Balzen um das weibliche Geschlecht. Nach einiger Zeit legten sich aber die Rivalitäten. Die Mädels waren verteilt. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Fanclubnachwuchs entstand. Die 80er Jahre gingen zu Ende. Die fussballerischen Höhepunkte dabei waren die Europacupabende im Stadion sowie die Fahrt 1987 zum Spiel gegen Spartak Moskau. Nicht zu vergessen aber auch die Tragödien von Wien und Uerdingen. Doch dann gab es wenigstens nach 10 Jahren 1989 endlich mal wieder den Meistertitel für unsere Dynamos. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, was in den nächsten Monaten und Jahren für Veränderungen auf uns zukommen. Dass einiges im argen lag in diesem Land, war klar. Die Menschen flohen in Scharen und auch unser Wasi machte - nachdem sich unsere Mannschaft das erste Mal für ein Cuphalbfinale qualifiziert hatte und beim VfB Stuttgart am 5. April antreten musste - vom sozialistischen Acker.
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Die 90er Jahre begannen, nochmal DDR-Meister und Pokalsieger 1990 und vorbei war DDR-Oberliga. Jetzt hieß es für unsre Mannschaft, qualifizieren für die 1. Bundesliga. Sie schaffte es mit Ach und Krach. Endlich, wir sind in der Bundesliga. Zum letzten Mal gabs Europacupspiele und wir konnten unsere Elf nach Luxemburg, Malmö und Belgrad begleiten. Im Privaten kam so mancher Nachwuchs zur Welt. Hochzeiten fanden statt oder man trennte sich von seiner einstigen Liebe. Mancher verlor seine Arbeit und fing an anderer Stelle neu an. Unsere Bäuche wurden dicker, die Brillen wurden schicker, die Haare kürzer und auch schon etwas dünner. Unsere SGD flog nach dreimaligem Klassenerhalt am Ende der vierten Saison aus der Bundesliga raus und bekam keine Profilizenz vom DFB, das hieß Zwangsabstieg in die Regionalliga. Wer glaubte, dass es schnell wieder nach oben geht, sah sich getäuscht. Im Gegenteil, der Verein wurde weiter heruntergewirtschaftet und es ging weiter abwärts.
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Doch gerade in dieser Zeit rückten wir im Fanclub noch mehr zusammen. Die Familienmitglieder wurden integriert und Unternehmungen wie Wandern, Bowling, Partys und vereinzelte Urlaube wurden gemeinsam veranstaltet. Seit dem 15. Jahrestag unseres Fanclubs gehts aller fünf Jahre zu einer Festwoche nach Mallorca. Die Mitte und das Ende der 90er waren für unseren Verein eher durchwachsen. Dafür gab es sportliche Erfolge in unserem Fanclub. Zum Beispiel beim deutschlandoffenen Osterturnier mussten wir uns erst im Finale geschlagen geben. Ansonsten nahmen wir während der Turniere gern mal ein Bierchen zu uns und wenn andere Fanclubs sich vor Ehrgeiz fast zerrissen, legten wir erstmal ein Steak oder eine Wurst auf den Grill.
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Nach der Jahrtausendwende kam unser Verein wieder einigermaßen in die Gänge und stieg zweimal in die 2. Bundesliga auf. Allerdings auch wieder ab. Nach langem hin und her, entstand an der Lennéstraße ein neuer Sportplatz, der unseren Fanclub in Sitzer und Steher teilte. Ein Teil von uns trifft sich seit Mitte der 90er Jahre vor jedem Spiel als Fussballfachkompetenzteam in Ackis Sportsbar und fachsimpelt über Fussball, Gott und die Welt. Im Stehplatzblock K1 könnt ihr uns ganz oben finden. Zu erkennen sind wir nach 30 Jahren erstmals an unserer teuflischen Schwenkfahne. Ja Freunde, wie doch die Zeit vergeht. Mittlerweile befindet sich die Gründergeneration des Fanclubs straff auf Kurs 50 oder haben diese Grenze schon überschritten.
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Hier und da erblickten die ersten Enkel das Licht der Dynamowelt. Also gibt es potenziellen Nachwuchs, dem die Droge Dynamo eingeflösst werden kann und konnte. Vielleicht kommt der Tag, an dem Eltern, Kinder und Enkel gemeinsam zu einem Erstbundesligaspiel unserer Dynamos gehen. Aber bis dahin wird wohl noch einiges Wasser die Elbe und Bier unsere Kehlen hinunterfliessen. Zum Schluss dieses Textes sollte natürlich noch erwähnt werden, dass uns seit Jahren eine feste Freundschaft mit dem SGD-Fanclub Sayda verbindet, mit dem es in unregelmäßgien Abständen zu gemeinsamen Veranstaltungen kommt. Nachdem wir aber unsere Töppen an den Nagel gehangen haben, geht bei diesen Treffen die sportliche Herausforderung eher in Richtung Bowling oder Minigolf. Dort kommt es vor, dass auch wir mal als Sieger von der Bahn gehen. Beim anschließenden Feiern bewegen wir uns in einer gemeinsamen Liga, in der Champions League.
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Die letzten Zeilen sollen ein Dank sein an alle die uns in den Jahren mal mehr mal weniger unterstützt haben, dass unser Fanclub so lebendig ist und es hoffentlich noch viele Jahre so bleiben wird. Ein Dank an diejenigen, die uns bei Fantunieren mit ihren sportlichen Leistungen unterstützt haben, an Nick beim Aufbau der Homepage, Dank an alle Fanclubsympatisanten, an unsere Familien, teilweise auch Eltern, an alle die uns leiden und die uns nicht leiden können. Ein besonderer Dank geht vor allem an: Charly, Heiko, Simone und Thomas, Pat, Manu und Singi, Wasi, Carmen und Andy, Holger, Jutta (†), Mike, Dagmar und Pit, Tom, Jana, Diego, Nicki und Pierre, Claudi H., Andy R., Mario (†), Claudi und Tilo, Sandra, Maria und Alex, Rico, Madlen, Böhmi, Viola und Christian, Jason, Carola und Fiedl, Ilona A. sowie Katrin und Schmidtl und alle die wir unbeabsichtigt vergessen haben.
Eure